Jørgen Buch im Atelier, Studiestræde, Kopenhagen, 1977 / Foto Nachlass des Künstlers

BLACK& WHITE — RETROSPEKTIVE DES DÄNISCHEN MALERS JØRGEN BUCH

Ausstellung vom 4. August bis 17. November 2024 im Schaudepot der Kunsthalle Rostock / Ausstellungseröffnung am 3. August 2024 um 18 Uhr

Obwohl sich ein bedeutender Teil des künstlerischen Schaffens Jørgen Buchs (1943–2021) im Bestand der Kunsthalle Rostock befindet, zählt er gegenwärtig zu den weniger bekannten Positionen der Sammlung. Buch war Teil eines progressiven und politisch links eingestellten Kreises in der Kopenhagener Innenstadt und sympathisierte mit dem Gesellschaftssystem der ehemaligen DDR. Er war im Zeitraum von 1969 bis 1985 auf insgesamt acht Biennalen der Ostseeländer, Norwegens und Islands in Rostock und bereits als junger Künstler mit einer Einzelausstellung in der Kunsthalle Rostock vertreten. Er studierte in den politisch bewegten 1960er und 1970er Jahren in Kopenhagen, in einer Zeit, in der dort unterschiedlichste künstlerische Strömungen existierten. Vermutlich empfohlen durch Rostock und durch sein Studium in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, studierte Buch von 1975 bis 1976 an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee.

Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen politische und gesellschaftskritische Werke, die von einer realistischen Malweise geprägt sind. Zu seinen zentralen Arbeiten zählen beispielsweise das Gemälde „Black and white“, in dem er den amerikanischen Rassismus anprangert, oder die Werkreihe über den Militärputsch gegen den demokratisch gewählten marxistisch-sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. In „Little Boy“, einem Hauptwerk der 1980er Jahre, bildet Buch die US-amerikanische Atombombe ab, die zynischerweise den Codenamen „Little Boy“ erhielt. Sie wurde am 6. August 1945 über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen und tötete über 90.000 Menschen durch radioaktive Strahlung. Der Künstler griff dieses Thema auf, weil in den NATO-Staaten um Atombewaffnung als Abschreckung gegen die Sowjetunion de-battiert wurde.

Jørgen Buch verstand sich als Zeitzeuge, mischte sich in Gegenwartsprobleme ein und reflektierte diese künstlerisch.

Die Kunsthalle Rostock möchte das Leben und Schaffen Jørgen Buchs differenzierter, aus verschiedenen Perspektiven und unter zeitgemäßen Gesichtspunkten betrachten, aber auch kritisch hinterfragen. Mit Werken aus über sechs Jahrzehnten, darunter vorrangig Gemälden, sowie diversen Dokumenten gibt die Ausstellung einen Einblick in sein vielseitiges Schaffen. Sein Œuvre zeigt Gegensätze, viele seiner Arbeiten werfen Fragen auf und regen zur Diskussion an – rufen nicht zuletzt Assoziation zu aktuellen Themen hervor, die einer Auseinandersetzung bedürfen.

So werden fast alle Werke, die der Künstler auf der Biennale der Ostseeländer oder in seiner Personalausstellung in der Kunsthalle Rostock präsentiert hat, hier wieder zu sehen sein – jedoch anders. Unter dem Titel „Ein dänischer Künstler in der DDR“ wird seine Beziehung zum ehemals sozialistischen Nachbarstaat Dänemarks erläutert und seine Weltanschauung hinterfragt. Aufschluss über die Einschätzung Jørgen Buchs gab u. a. die Personenakte des Künstlers aus den 1970er Jahren des Ministeriums für Staats-sicherheit der DDR; sie wirft aber auch gleichzeitig neue Fragen auf.

Einen Kontrast bilden die im Nebenraum präsentierten Porträts, Aktbilder, Stillleben und Landschaften. Sie verdeutlichen u.a. Buchs facettenreichen Umgang mit den Gestaltungsmitteln der Malerei.

Nicht zuletzt vermitteln Werke, die nach 1990 entstanden sind, welchen Themen sich Buch nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende der Sowjetunion widmete und welche Herangehensweise er wählte. Den Abschluss bildet dagegen ein Ausstellungsraum, der sehr persönliche Werke des Künstlers präsentiert – seine ehemalige Frau Evelyn Mittmann und seine Töchter Signe und Sara. Es geht um das Leben als Künstlerpaar, als Modell. In diesem Zusammenhang werden auch Werke der Malerin Evelyn Mittmann gezeigt.

Die Schau „Jørgen Buch – Black & White“ markiert den Beginn eines Forschungsprojektes mit dem Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung und Präsentation nord- und osteuropäischer Positionen aus der Sammlung. Begleitend zur Ausstellung ist ein umfangreiches Vermittlungsprogramm geplant. Das Vorhaben steht unter dem Zeichen der Förderung des Kulturaustausches und der Vernetzung im Ostseeraum. Der Ausstellungskatalog mit einem Exkurs zu weiteren dänischen Positionen aus der Sammlung wird während der Laufzeit erscheinen.

Ab 31. August wird darüber hinaus die Ausstellung „Dansk kunst – dänische Positionen aus der Sammlung der Kunsthalle Rostock“ im Obergeschoss des Schaudepots zu sehen sein.

Weitere Informationen zu den Ausstellungen und den begleitenden Veranstaltungen

Newsletter | Impressum | Datenschutz | Kontakt | Mitglieder Login